Erscheinungsformen der Nahrungsmittelallergie

Eine Nahrungsmittelallergie kann sich vielgestaltig äußern. Im Wesentlichen kann man allergische Sofortreaktionen von Spättypreaktionen unterscheiden.

Soforttypreaktionen äußern sich in rasch auftretendem Nesselausschlag (Urtikaria), Schwellungen des Gesichts (Angioödeme) bis hin zum allergischen Schock (Anaphylaxie) mit Übelkeit, Erbrechen, Luftnot und schließlich Kreislaufversagen.

Spättypreaktionen der Haut äußern sich im Auftreten von Ekzemen oder der Verschlechterung einer vorhandenen Neurodermitis.

Spättypreaktionen des Magen-Darm-Traktes können sich als Entzündung des Dickdarmes äußern. Es kann zum Auftreten von teils blutigen Durchfällen oder Verstopfung (allergische Proktokollitis, Muttermilchkolitis) kommen. Auch die Speiseröhre kann betroffen sein (eosinophile Ösophagitis). Typische Beschwerden sind das Schluckstörungen mit Steckenbleiben von Nahrungsmitteln oder Erbrechen.

Insgesamt kann es als Folge der allergischen Entzündung zu mangelndem Gedeihen besonders im frühen Kindes- und Säuglingsalter kommen.

 

Nahrungsmittelallergie in den ersten Lebensjahren

  • Neurodermitis: Hauptsymptome sind rote, schuppende, manchmal auch nässende Ekzeme auf der Haut und ein starker Juckreiz. Die Erkrankung verläuft schubweise. Allergien beeinflussen das Krankheitsbild negativ. Ein Drittel der Kinder mit Neurodermitis leiden unter Allergien, insbesondere Nahrungsmittelallergien. Am häufigsten bestehen Nahrungsmittelallergien gegen Milch, Hühnereiweiß, Nüsse, Fisch, Soja und Weizen.
  • Soforttypreaktionen (Allergieschock): Nach dem Essen wird die Nahrung im Magen-Darm-Trakt gespalten und vom Körper aufgenommen. Dabei können gegen kleinste Bestandteile (Allergene) durch eine fehlgeleitete Immunantwort sogenannte IgE-Antikörper gebildet werden. Durch die entstehende Allergen-Antikörper-Bindung werden innerhalb von 5-30 Minuten Botenstoffe freigesetzt, die eine allergische Soforttypreaktionen auslösen. Diese betrifft nicht nur die Allergen-Kontaktstelle, sondern auch entfernte Körperregionen (Haut, Atemwege, Herz-Kreislauf, Magen-Darm-Trakt). Die Auswirkungen können heftig sein und bis zum Schock oder einem Herz-Kreislaufstillstand führen. Der Allergieschock (Anaphylaxie) ist dementsprechend die schwerste und bedrohlichste Form einer allergischen Reaktion. Es handelt sich um einen Notfall. Eine sofortige medizinische Behandlung ist erforderlich.
  • Verdauungstrakt: Symptome am Magen-Darm-Trakt können vielfältig sein. Säuglinge und Kleinkinder leiden häufig unter Erbrechen und Durchfall. Wird eine Allergie nicht erkannt, kann es zu chronischen Durchfällen mit Blutbeimengung kommen. Die Folge ist dann meistens die Beeinträchtigung der normalen Entwicklung mit mangelnde Gewichts- und Größenzunahme. Bei älteren Kindern kommt es meist zu lokalen Reaktionen mit brennenden und juckenden Beschwerden im Mund- und Rachenbereich. Mann sollte bei diesen Reaktionen neben der eigentlichen Nahrungsmittelallergie auch an eine mögliche Kreuzreaktion bei Pollenallergien denken.

Schulkindalter

  • Persistieren der Nahrungsmittelallergie: Die Erdnussallergie ist eine oft lebenslang bestehende Form der Nahrungsmittelallergie. Einige Kinder zeigen eine ausgeprägte Allergie mit einem Kreislaufschock bereits bei Spuren von Erdnüssen. Dann ist eine konsequente Meidung aller potenziell erdnusshaltigen Lebensmittel erforderlich. Auch wenn Baumnüsse wie zum Beispiel die Haselnuss keine pflanzliche Verwandtschaft zu Erdnüssen haben, sind auch hier schwerste allergische Reaktionen bei dem Verzehr von geringsten Nuss-Mengen bekannt. Sehr häufig persistieren Allergien gegen Baumnüsse lebenslang.
    Eine Allergie gegen Hühnerei und Kuhmilch wird in der Regel bei Säuglingen und Kleinkindern beobachtet. Häufig kommt es im Kleinkindesalter zu einer Toleranzentwicklung. Es gibt jedoch einzelne Kinder, bei denen die Allergie persistiert. Es kommt dann überwiegend zu einer Soforttypreaktion. Ungefähr 20-30% behalten bis zum Beginn des Schulalters Ihre Hühnerei- bzw. Kuhmilchallergie.
    Bei vielen anderen Nahrungsmittelallergien (Fisch, Schalentiere, Getreide, Gemüse) ist bis heute wenig bekannt, ob entsprechende Allergien bestehen bleiben.

Kreuzallergien (Orales Allergiesyndrom) bei Pollenallergie

Viele Pollenallergiker leiden gleichzeitig an einer durch Lebensmittel ausgelösten allergischen Reaktion. Man spricht von einem oralen Allergiesyndrom. Beschwerden treten insbesondere im Mund- und Rachenbereich unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme auf. Juckreiz an den Lippen, ein pelziges Gefühl auf der Zunge oder am Gaumen gehören dazu. Manchmal besteht nur eine Abneigung gegen bestimmte Lebensmittel. Sehr selten sind generalisierte Symptome. Grund für diese Beschwerden sind so genannte Kreuzallergien.

Wichtigste Kreuzallergien:
  • Birkenpollen: Apfel, Aprikose, Birne, Karotte, Kartoffel, Kiwi, Kirsche, Haselnuss, Pfirsich
  • Beifuss: Sellerie, Karotte, Fenchel, Petersilie, Koriander, Senf
  • Gräser: Kartoffel, Tomate, Getreidemehle, Erdnuss

 

Nahrungsmittelintoleranzen

Nahrungsmittelintoleranzen sind im engeren Sinne keine allergischen Erkrankungen. Die Patienten werden durch die assoziierten gastroenterologischen Abteilungen betreut.

  • Laktoseunverträglichkeit: Es handelt sich um eine Milchzuckerunverträglichkeit. Diese betrifft ca. 20% der (erwachsenen) Bevölkerung. Durch einen Mangel an Laktase, einem Eiweiß, welches die notwendige Milchzuckerspaltung im Magen-Darm-System vornimmt, kommt es zu Milchsäure- und Methangasbildung durch Bakterien. Es resultieren Blähungen und Durchfälle.
  • Fruktoseunverträglichkeit: Durch eine verminderte Aufnahmekapazität von Fruchtzucker in der Darmschleimhaut, wird der Fruchtzucker durch Bakterien in Wasserstoff, Kohlendioxid und Fettsäuren umgewandelt. Diese Substanzen können zu Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen und Übelkeit führen.
  • Zöliakie (Sprue): Spezielle Bestandteile von Getreide (Gliadin) führen bei veranlagten Menschen zu einer Reaktion der Dünndarmschleimhaut und des Immunsystems. Dadurch kommt es zu einer Schädigung der Schleimhaut, die nun nicht mehr in der Lage, die zugeführte Nahrung in ausreichendem Umfang in die Blutbahn zu überführen. Die Folge sind Erbrechen, Übelkeit und Gedeihstörung.